Viva la Cuba!
Viva la Cuba!
1.12.2008: Die letzte Station meiner Kletter Weltreise war Cuba, wo ich zwei Wochen in Viñales verbracht habe. Dieses Klettergebiet ist einfach irre. Der Kalk ist steil und spektakulär, die Routen cool, und die Bedingungen im Winter hervorragend. Das kulturelle Umfeld ist sehr interessant, und ich wünschte ich hätte mehr Zeit und Kohle gehabt, um mehr von der Karibikinsel zu sehen. Dafür war ich ausschließlich mit Locals unterwegs, und habe einen Einblick in ihr Leben gewinnen können.
English version follows!
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Havana
Ich weiß nicht ob der Sozialismus so eine coole Idee ist. In Havana sieht man die Auswirkungen dieser Politik, die Häuser der Stadt verfallen zu einem überraschend großen Teil, viele Menschen scheinen Arbeitslos zu sein- Die Autos sind zwar voll old school und schauen cool aus, aber sie blasen unglaublich viel Dreck aus dem Auspuff, die Strassen sind furchtbar schlecht beieinander. Ganz so happz schauen die Menschen hier nicht aus, besonders jene, die sich bei den stattlichen Lebensmittel Ausgabestellen mit ihren Rationsbüchlein anstellen müssen.
Esther ist die Mutter eines bekannten Erschließers in Vinales, und hat ein Haus in Havana, wo ich ein Zimmer gemietet habe. Sie erzählt von der „Misere“, und das sich nicht vieles ändern wird in Zukunft. Fidel und Raul Castro hin und her. „Wer kann geht weg, so wie mein Sohn!“ meint sie, bevor sie noch 10 Pesos für die Gepäckaufbewahrung (ich lasse eine Tasche Gepäck im Guesthouse) verlangt. „Für den Inspektor, wenn der kommt. Denn der findet immer etwas, wenn er will, und eigentlich dürfen wir kein Gepäck für Reisende aufbehalten.
Der Stadtteil „altes“ Havana ist voll touristisch, und man kann schwer sagen was jetzt wirklich Cuba ist, wie authentisch die Eindrücke wirklich sind. Rum gibt es überall, auch Salsa und Bilder von Che Guevara. Ach ja und da sind auch die Prostituierten. Freundlich setzen sich zwei Mädels im Cafe neben mich, und fragen mich: „Where are you from? What is your name? Wanna fuck?“
Vinales
Das Vinales Valley liegt auf einer Hochebene mit etwa 500m Seehöhe. Geologisch betrachtet, kann man vereinfacht sagen daß hier eine große Kalkschichte zuerst angehoben, und dann über Millionen Jahre „ausgewaschen“ wurde, erodierte. Ähnlich wie der Karst in Slowenien. Was übrig blieb sind unzählige Kalkhügel unterschiedlicher Größen. An ihnen befinden sich unzählige Wände bis 200m Höhe, große Höhlen, ein wahres Kletterparadies.
An den gewaltigen Felsen gibt es ca. 300 Sportkletterroten unterschiedlichen Alters und Zustandes. Die meisten Sektoren sind steil bis sehr steil, mit riesigen Sintersäulen und Stalaktiten. Aber ob flach oder steil, der Fels ist überall extrem rauh, hat eine unglaubliche Reibung und bietet noch extrem viel Potential für Neutouren.
Der Ort wird etwa 3000 Einwohner haben, und ist ein Touristenort. Kletterer sind hier die absolute Minderheit, und Mitte November treffe ich lediglich auf eine handvoll Hobbykletterer.
Auf den Straßen prägen Oldtimer und Pferdekutschen das Bild, die Menschen leben hier sehr einfach, müssen mit extrem wenigen Gütern auskommen. Viele stehen mit Ihren Rationierungsmarken sogar Schlange vor den Geschäften, um Brot, Mehl, Reis und andere basics zu kaufen. ??Der Freundlichkeit der Leute tut dies aber keinen Abbruch, man hat im ganzen Ort das Gefühl, gerne als Gast geshen zu werden. Das liegt einerseits an der ehrlich, freundlichen Art der Leute, und sicher auch an der Tatsache daß der Tourismus neben der Landwirtschaft die einzige Einnahmequelle ist.
Klettern
Ich treffe mich mit den Locals von Vinales, alles voll lustige, nette Kerle zwischen 15 und 30. Gemeinsam mit ihnen besuche ich alle größeren Sektoren, und habe viel Spaß. Ich klettere Routen bis 7c, und fotografiere natürlich viel. In der Gallerz könnt ihr euch die Bilder anschauen. ??Ich bin überrascht wie gut die Kletterei ist. Alter Schwede, manche Sektoren sind extrem steil, und mir blast es die Ärmel auf wie schon lange nicht mehr. Den Pump muss ich dann allabendlich mit Mohitos ordentlich wegspülen!
Überall hängen Stalaktiten herab, und an den Wänden klebt ein Sinter nach dem anderen. Der Fels ist bombenfest, das Gebiet der Hammer finde ich. Denn auch die leichteren und etwas flacheren Routen sind extrem lässig. Mit bis zu zwei Seillängen gefallen mir die flacheren Sachen sehr gut, besonders, weil man von hier oben dann einen derart schönen Rundblick hat. Der Ausblick auf das Vinales Valley ist großartig, und es wird einem schlagartig bewusst, wieviel Potenial es hier noch gibt.
Auf der Fahr zu „Muchos Pumpito“, der angeblich schönsten und besten 6a auf der Welt, komme ich an unglaublichen Massiven vorbei, wo man noch locker 1000+ Routen einrichten könnte, und wo man von der Hähe her auch bis zu 5 Seillängen machen kann.
“Muchos Pumpito“ stellt sich dann auch als eine unglaubliche Route heraus, deren Schwierigkeit, sofern das überhaupt wichtig ist, wohl eher 6b+ sein dürfte. Die Ausgesetztheit, die Steilheit und die athletische Kletterei sind wahrlich außergewöhnlich. Definitiv eine der besten Routen die ich je geklettert bin!
An einem der Klettertage begleite ich die Jungen Burschen nach Hause, weil es mich interessiert wie sie wohnen, wie ihre Familien wohl sein mögen, wie das Leben so ist für Kletterer in Cuba. Der Einblick den ich gewinne bestätigt meinen allgemeinen Eindruck. Ja er verstärkt ihn sogar ungemein, weil Jenri, in dessen Familie Haus wir bleiben, noch einfacher leben als viele andere.
Seine Familie, Mutter, 2 Geschwister und er, leben in einem Haus aus Holz, alles ordentlich, aber dennoch nur eine Holzhütte. Das Schlafzimmer mit 2 Betten für 4 Leute hat etwa 3 x 5m, dann gibt es noch eine offene Toilette, und einen kleinen Gang mit 2 Sesseln und einem Kühlschrank.
Fazit:
Ich halte Cuba für eine extrem gute Alternative, wenn man mal was Neues sehen will. Die Kletterei ist absolut lohnend, und die kulturelle Erfahrung ist auch sehr interessant. Im Winter ist es in Vinales kälter als man denkt, die Bedingungen sind perfekt. Wer bis 6a klettert muss wohl etwas rumsuchen, um gute Linien zu finden, wer 6c schafft hat das Problem schon nicht mehr. Darüber kann man sich sowieso ordentlich austoben.
Am Tag müsst ihr mit ca. € 30.- rechnen, Cuba ist kein Thailand! Geflogen wird von Europe aus über Paris oder Madrid. Was das kostet weiss ich nicht, ich bin mit dem „round the world“ ticket aus Canada gekommen. Anfragen könnt Ihr aber gerne an Sanna bei T3 Reisen richten: sanna.doering@t3reisen.com , sie findet sicher das beste Angebot, so wie für mich auch immer.
Mehr Infos findest Du auf www.cubaclimbing.com
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