Klettern in Arco

In Innsbruck zu wohnen hat einige Vorteile. Zum Beispiel den Innkeller, Magic Pizza am Rande der Altstadt, und natürlich die Nähe zum Gardasee. In den letzten Wochen war ich mit Freunden unterwegs, um mich auf die Herbstsaison im Sarcatal einzustimmen.

Dietzi der alte Stritzi!, ich sags euch, wer mit so Lausbuam wie dem Dietz und a dem Martin unterwegs ist, hat keinen leichten Stand. Aber genau das macht die Klettertrips mit den Jungs aus, denn wir hatten richtig viel Spass. Der Martin z.B. steckt sich immer überall Steine hin, was er dann aber vergisst. Und irgenwann wundert er sich dann, daß in den Reserveschuhen zwischen Schuhboden und Einlage Kiesel drinnen liegen, wenn er sie Monate nach der „Einlagerungsaktion“ wieder anzieht. Am Gardasee hat er dann auch angefangen, überall kleine Äste in seinen Sachen zu verstecken. In seiner Jacke, in seiner Chalk Dose, in seinem Rucksack, usw. Naja, aus einem Steira soll man schlau werden. 

Gemeinsam klettern wir zuerst in Nago, wo wir uns in den mittleren Sektoren aufhalten, wo es auch was für den Dietz zum Krallen gibt, denn er ist unser Kletterbaby. Er wird gleich von mir und Martin unter strenge Fittiche genommen, „stereo coaching“ nennt sich das. Martin und ich versuchen uns dann an einigen der langen 7a’s und 7b’s. Es gibt hier 40 Meter Linien die einfach nicht aufhören wollen, und nach oben hin richtig schwer sind, plattig, schwer zu lesen und ausgesetzt. Aba Steira Bluat is ka Nudlsuppen, wie ich ja schon weiss, und so hat mir der Martin doch glatt ein paar Routen weggeflasht der Lausa. 

Immerhin konnte ich ihm am Folgetag zeigen, wo der Bartl den Most herholt, als wir dann in Terra Promessa waren. Im rechten Bereich des Massives gibt es ja einige super überhängende Routen, und mir gelingen eine 7a+, eine 7b und eine 7c, „Progetto Caty“. Wobei letztere schon ein ziemlicher Leckerbissen ist. Bumstinazl! 

Was war denn da dann noch? Aja, zwei neue Gebiete hamma uns auch angschaut. Zuerst waren wir in Breguzzo, was ein Stückchen hinter Tione in den Judikarien liegt. Was war dieses Gebiet für eine positive Überraschung. Hier hängt der Fels recht über, es gibt coole Löcher in allen Größen, und eine saftige Bewertung. Irgendwie sieht der Fels aus wie das Warmbad in Kärnten, nur kleiner und kompakter. Dem Dietz verpassen wir ein Sturztraining - dem Sack - während da Stoasteira und I eine kleine onsight Session starten. Nach dem Aufwärmen versuchen wir „Perobale“ eine 30m 7b+, mit einer knallharten Boulderstelle vor dem Umlenker. Im 2. Versuch schaffe ich es grad und grad, mich über diese Stelle drüberzuwurschteln, und hab die volle Freude damit. 

Dann checkt Martin als Erster eine 30m 7b aus, „Sechi“, und hilft mir somit gleich alles richtig zu machen. Allerdings ist mir am Ende fast noch mal der Saft ausgegangen, uaaagghhhh, war das knapp. Dann steige ich noch in eine ebenfalls 30m lange 7c, „Strutz“ ein. Irgendwie läuft es von Beginn an ganz gut, und ich komme immer weiter und weiter. Knapp vor dem Umlenker wäge ich mich an einem Raster schon fast in Sicherheit, als mir dann aber doch langsam und sicher der Pump einschießt. Am letzten Rotz ziehe ich weiter, nudl mich über die letzte Crux und klinke den Umlenker. Yippididudaaa! 

Dieses Gebiet und die verbleibenden vielen Linien um 7c und 8a werden mich sicher wieder sehen, zumal hier oben echt nix los ist. Naja, stimmt nit ganz! Es ist nämlich echt gar nix los! 

Auf unserem letzten Tag besuchen wir drei Tuscha dann das Gebiet „Cavedago“. Wenn ein Gebiet im Führer gelobt wird, ist es ja immer so eine Sache, aber in diesem Fall ist es echt erste Sahne. Eine wunderschöne, immer leicht überhängende Wand mit vielen Linien um 7a, und dann wieder einigen im Bereich 8a. Wir klettern alles bis 7b onsight bzw. im flash, und ich versuch mich noch an einer 7c+. Durch die Südausrichtung ist es aber dann irgendwann zu warm, und die kleinen Leisten wollen nit so richtig halten. Auch die Haut sagt am 4. Tag schön langsam „nein danke!“. 

So packen wir unsere Sachen, haben mit Cavedago aber ein Massiv für uns entdeckt, welches in der kalten Jahreszeit auf einem Sonnentag sicher super ist! 

Kurze Zeit später bin ich dann wieder im Sarcatal unterwegs, mit dem Beni Falbesoner, einem Teamkollegen vom Austrialpin Team. Bei der Anfahrt herrscht Regenchaos in Innsbruck, und dann sogar noch dichtes Schneetreiben am Brenner. Als wir näher an den Gardasee kommen, scheint auf einmal die Sonne vom blauen Himmel, wir können es fast nit glauben. Wir wollen uns das Gebiet „Castello di Drena“ anschauen, eine steile Höhle. Aber als wir nach der ersten Route beide feststellen müssen, daß es uns hier irgenwie gar nicht reinläuft, packen wir ab und suchen uns ein schattiges Plätzchen. 20 Minuten später marschieren wir zum „Giardino di Nato“. 

Alt, gut und ganz ok, so kann man dieses Gebiet hinter Pietramurata bezeichnen. Beide wollen wir einfach Längen Klettern, nix Schweres probieren, nur onsight drauf los legen. So versuchen sich Benni und ich an allen möglichen Linien. Ich für meinen Teil schaffe einige gute Linien bis 7b, und versuche zum Abschluss auch eine coole Kante, „Non e un 6c“. Leute, was für ein cooles Teil! Aba die Kraft reicht nimma für ein onsight. Dennoch, wenn man mal hinkommt muss man di versuchen! 

Generell kann man das Massiv stark emfehlen, wenn man bis 7b klettert, und ein schattiges Plätzchen sucht, wo nicht allzu viele Leute hingehen (es fehlt hier die Masse an leichten Routen!). 

Am zweiten Tag schauen wir uns dann das Massiv „Climax“ an, bei Santa Massenza. Dieses Massiv ist ebenfalls eine positive Überraschung. In den Graden 7a und 7b gibt es hier super Linien, und man kann so richtig Meter machen. Außerdem ist hier nix los, wir sind ganz alleine. 

Das 7b recht knackig sein kann, merke ich beim Versuch in „Via del Tubo allungata“, einer 35m langen Linie, die alles hat was eine coole Route ausmacht. Platte am Einstieg, weite Züge im Mittelteil, eine Gleichgewichtsstelle, dann ein schweres Dach und eine noch schwerere Platte am Ausstieg. Mit wirklich heiklen Drückern, Aufstehern und Spannern. Naja, ich versuche ja letzthin immer wieder Sachen zu klettern, die mir gar nicht liegen. Diese Route ist genau sowas, und oh Wunder, es funktioniert. Immer mehr gewinne ich an Sicherheit in diesem besch....., ähh, besonderen Plattengelände. 

Am Abend hallt dann der Ruf von Innsbruck zu uns, und es geht wieder retour über den Brenner nach Norden. Aber nur für kurze Zeit, denn je kälter es wird, desto verlockender werden die sonnigen Felsen des Sarcatales. Von der Pizza, dem „vino rosso“ und dem „gelato“ am Kirchplatz in Arco gar nit zu reden! 

rockstore.at