Val di Mello und Val Porzelicco

2.7.2009: Gemeinsam mit Alexandra aus Seattle verbrachte ich eine Woche im Val di Mello und Val di Porzellicco (Val die Masino). Dort konnten wir bei besten Wetter einige schöne Klassiker klettern und die wunderbare Bergwelt auf der Südseite des Bergell genießen!

Das Val di Mello und das Val di Porzellicco (Val di Masino) sind sicher eine der schönsten Granit Klettergebiete in Europa. Naja, zumindest meiner Meinung nach. Und genau dorthin sind wir hin, um dem schlechten Wetter zu entfliehen, und hatten hier mehr Glück. Zuerst konnten wir uns einen Tag lang am Sasso Remenno „aufwärmen“. Wir grasten viele leichte Routen ab genossen das relativ kühle Wetter mit leichtem Wind, in diesem wunderschönen Tal. 

Am nächsten Tag kletterten wir dann den Klassiker „Il risveglio di Kundalini“ 6b mit 8 Seillängen, und höngten gleich die „Luna nascente“ 6b+ mit weiteren acht Seillängen dran. Jetzt bin ich diesen Klassiker schon ein paar mal geklettert, aber immer wieder fasziniert mich diese gewaltige Risslinie aufs Neue. Ein absolutes Muss hier im Val di Mello. Auch Alex war begeistert. „Great. What an awesome climb!“ 

Am darauffolgenden Rasttag wanderten wir weiter in das Tal hinein, pflückten wilde Erdbeeren für unser Müsli, und genossen ein kaltes Bier auf einer der Almhütten. „Che bello!“ 

Dann machten wir uns auf den Weg zum Fuße des Pizzo Badile. Vom Ende des Val Masino aus, marschierten wir mit der gesamten Ausrüstung, Essen und Campingausrüstung den langen und steilen Weg hinauf. Gleich nach einer Stunde trafen wir auf Pietro und Davide, welche auf einer der alten Hütten Kühe hüten und über den Sommer Käse machen. Sie luden uns gleich dabei zuzuschauen, ein Stück zu kosten und auch einen Schluck Wein zu trinken. Ob wir deswegen 6 Stunden für den Aufstieg gebraucht haben? 

Jedenfalls stellen wir gegen den Abend endlich unser Zelt etwas überhalb der Rifugio Gianetti auf 2550m Höhe auf, und fallen hundemüde in die Federn. 

Am ersten Tag, noch etwas müde vom Aufstieg, klettern wir „Milchzahn“ 6a+ am „Dente della vecchia“, eine schöne und leichte, ca. 200m lange Route. Es liegt außergewöhnlich viel Schnee für die Jahreszeit, und wir genießen den Ausblick auf die umliegenden Gipfel. 

Am nächsten Tag nehmen wir die 500m lange Südostwand der „Punta Angelica“. Nach 2 Stunden Zustieg stehen wir unter der eindrucksvollen Wand, in der wir die Linie nicht ganz erkennen können. Später finden wir aber zum Glück immer wieder Standplätze, die uns den Weg weisen. Der Fels ist super, und wir kommen schnell vorwärts. In der Mitte der Route wird dann die Linienführung sehr unübersichtlich und ich verkoffere mich. Erst nach längerem Herumsuchen finde ich den richtigen Weg, und endlich geht es wieder weiter. Es stecken nur wenige Normalhaken, und immer wieder muss man 5 bis 10 m runouts hinlegen. Als wir dann in Gipfelnähe kommen, ziehen die ersten schwarzen Wolken auf. Und als ich Alexandra die letzte Länge nachsichere, beginnt es auf einmal rund um meinen Helm zu surren. Ich kann die Spannung in der Luft richtig spüren, und das Geräusch der elektrischen Ladung, die von meinen Haaren auf dem Helm überspringt immer lauter! 

Ich bekomme richtig Schiss und so schnell es geht verdrücken wir uns von der Spitze der „Punta Angelica“, und warten unterhalb des höchsten Punktes ab, was passiert. Zum Glück treibt der Wind das Wetter weiter und wir beschließen rasch Abzuseilen, während ein bis zwei Kilometer weit weg das Gewitter losbricht, und sich immer weiter entfernt. 

Am letzten Klettertag stehen wir bereits um 4 Uhr auf, um noch früher am Einstieg der Südostwand des Pizzo Badile zu sein, wo wir einen Klassiker aus den 30er Jahren angehen, weil die direkten Linien leider alle nass sind. Dies tut dem Spass aber keinen Abbruch, und wir erleben einen weiteren tollen Klettertag. Beim Abstieg entschließen wir uns dann zum Abseilen, wobei wir hier leider eine alte Abseilpiste erwischen. Beim vorletzten Abschnitt habe ich riesiges Glück, als sich ca. 10 Meter über mir ein fußballgroßer Stein löst, den ich gerade noch ausweichen kann. Mamma mia, das war knapp! 

Noch am selben Abend steigen wir mit unseren riesigen Rucksäcken, bei strömenden Regen wieder ins Tal ab. Und nachdem wir in die trockenen Kleider geschlüpft waren, ging es schnurstracks in die Pizzeria Fiorelli in St. Martino. Bei Pizza, Bier und Rotwein waren alle Anstrengungen bald vergessen, und die Wände rund um uns schienen bereits wieder nach uns zu rufen!

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