Klettern im Tschechischen Sandstein!

21.10.2009: Am 27. August war ich mit meinem Votrag “Climb the World – up & down” zu Gast beim intl. Mountain Film Festival in Teplice nad Metuji, in der Ost Tschechei. Vielen dürfte der Nachbarort „Adrspach“ und die Tschechischen Sandsteintürme ein Begriff sein. Vor 200 Beschern hielt ich meinen Vortrag auf Englisch, erkundete die Sandsteinlabyrinthe von Adrspach, legte meinen ersten Knotenschlingen und sprang von einem Turm zum anderen!

Es ist eine wunderbare Landschaft hier in der Ost Tschechei. Die Sandsteintürme ziehen sich über viele Kilometer von Adrspach nach Teplice, und schaffen ein Bild wie aus einem Märchenbuch für Kletterer. Dichter Wald, dann wieder Wiesen, und dazwischen die wundervollsten Formen aus Sandstein. Ich war sofort verzeubert. 

In Teplice selbst war die Hölle los. Im Grunde ein verschlafenes Nest, teilweise arg runtergekommen, erweckt das Mountain Film Festival dieses kleine städtchen jedes Jahr zum Leben. Etwa 3000 Besucher tummeln sich hier, um Filme zu sehen, beim Boulderwettbewerb teilzunehmen, beim Crosslauf, beim Foto Workshop, Spaß Kletterwettbewerb oder um einfach nur an den vielen Ständen der Kletterfirmen ein Schnäppchen zu erwischen. 

Ich bin gerade erst mal wieder 2 Tage in Europa, habe 11 Stunden Fahrt und eine extrem kurze Nacht hinter mir (der Jetlag läßt grüßen!), und dann stehe ich auch schon vor 200 Zuschauen im großen Kinosaal. Als die Musik losgeht, und die bekannten Bilder vor mir auftauchen, kommt zum Glück alles wieder ins Gedächtnis zurück, und das Englische sprudelt auch nur so aus mir heraus. Ich freue mich nach etwa 1 ? Stunden sehr, daß das Publikum den Vortrag mit großem Applaus wertschätzt, und ich seitens der Festival Oganisation ein großes Kompliment empfangen darf. „It was wonderful! Thank you!“. 

In den nächsten zwei Tagen ziehe ich dann mit ein paar Locals durch die Klettergebiete. Dabei mache ich natürlich Bekanntschaft mit extrem schlecht abzusichernden Routen, wo teilweise nicht mal die Knotenschlingen irgendwo unterzubringen sind. Da ist z.B. dieser 7- Riss. „Mein Vater hat diesen Riss erstbegangen!“, meint Tomas, der mich herumführt- „Das war 1968, ich glaube er hatte diese russischen Turnschuhe mit dünner Plastiksohle an, das war damals üblich so!“ 

Respekt, kan ich nur sagen, denn ich schiebe mich mit Kletterschuhen bewaffnet vorsichtig höher und höher, bis ich in 15 Metern Höhe den ersten Ring klinke, und dann erst einmal gaaaanz tief durchatme. Bei einem schwereren Riss verweigere ich dann den Vorstiegsversuch. Hier ist das Klettern wirklich ernst, eine ganz andere Sache als trad im Granit oder gar Sportklettern. Ohne Auschecken von oben, ordentliches Putzen und inspizieren der Sicherungsmöglichkeiten läuft hier nur wenig. Der Sandstein ist wesentlich sandiger als man glaubt, viele Routen werden extrem lang nicht beklettert, und man muss manchmal sogar extra Knotenschlingen in speziellen Größen basteln, um die Routen absichern zu können. 

Also klettern wir einige leichtere Linien, die uns auch ermöglichen, die legendären Sprünge von Turm zu Turm zu unternehmen. Was für ein Spass, solange sie nicht über den Grad 1 oder 2 hinaus gehen. Genau die richtige Mischung aus Mutprobe und Nervenkitzel! 

Am Abend kommt dann was kommen muss, ich werde natürlich zum Bier trinken eingeladen. Um es kurz zu machen: Ich breite den Mantel des Schweigens über diese Nacht, und beginne am Nachmittag des nächsten Tages wieder zu erzählen! 

Es geht zum Fotografieren nach Adrspach, mit Stoupa, der dem Tschechischen Nationalteam angehört. Die gute Nachricht war, Stoupa war extrem stark, und die Route hatte sogar Klebehaken. Die schlechte Nachricht war, derer waren aber nicht viele da, und mir wurde beim Lauern an der Schlüsselstelle (ca. 10m über dem letzten Haken) ganz anders. Was wenn ich diesen Mega Abflug knipse, und es passiet was? Doch zum Glück endet der letzte verzweifelte Schnapper an einem guten Griff, und das Seil landet im Karabiner. Gleich darauf dann Stoupa im Seil. 

Ehrlich gesagt war das genug Nervenanspannung für mich, und ich beschließe noch durch das Sandsteinlabyrinth von Adrspach zu spazieren. Ich sehe tolle Formationen, die alle ihre eigenen Namen wie Bürgermeister, Jäger am Hochsitz, usw. Haben. Ich schaue auch den Kletterern zu, wie sie unglaubliche run outs hinlegen, von Turm zu Turm springen, Haken im „Lasso Stil“ einhängen und sich auf die Schultern steigen um weiterklettern zu können. 

Der Aufenthalt im Tschchischen Sandstein war eine tolle Sache. Sicher werde ich hierher zurück kommen, um in dieser Märchenlandschaft auf die Suche nach Kletterabenteuern zu gehen! 

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