Sportklettern in den Dolomiten

Seit ich nach Innsbruck gezogen bin, sind die Dolomiten ja in meine unmittelbare Nähe gerückt. Es ist schon erstaunlich, dass ich um die ganze Welt reisen musste, um zu erkennen welch wunderschönes und aussergwöhnliches Gebirge dieser Fleck Erde ist. Und wohl einer der besten Kletterdestinationen in Europa, das ist ja schon was, meint ihr nicht!

Unterwegs mit Julia und Benni!

Gemeinsam mit Benni Falbesoner vom Austrialpinteam, und seiner Freundin Julia, war ich Anfang September unterwegs, um der „Steinernen Stadt“ und dem Gebiet „Santa Christina“ einen Besuch abzustatten. In nur etwa 1 ? Stunden ist man von Innsbruck am Sellapass, wo Langkofel und die Sellatürme auf einen herunterschauen.

Die Dolomiten sind schon was ganz Besonderes. Ihre extrem schroffen Formen, die langen Schotterkaare, und das alles über einem Gürtel grüner Matten und Wälder. Wenn dann auch noch der Himmel blau ist, und die Quellwolken wild und ungestüm nach oben schießen, entsteht ein einmaliges Panorama. Wild, ästhetisch und wunderschön zugleich. Welch ein Anblick!

Die „Steinerne Stadt“ ist eine Ansammlung unzähliger, großer bis sehr großer Kalkfelsen die hier auf dem Sellapass herumliegen, und tollen Sportkletterspass bieten. Die Höhe merkt man gleich mal beim Zustieg. Dann gewöhnt man sich aber bald daran, daß man hier einfach etwas mehr schnaufen muss.

Gemeinsam mit Julia und Benni verbringen wir einen super Tag! Unten im Tal extrem warm, hier oben schön kühl und perfekte Kletterbedingungen. Mir gefallen die kurzen knackigen Routen auf dem ersten Block den wir aufsuchen. Mir gelingen schöne onsights, darunter auch eine 7c die ich perfekt „lesen“ konnte. Dann marschieren wir weiter, und besuchen auch noch einen zweiten großen Kalkriegel Richtung Langkofel. Auch hier gibt es wieder super Linien, und ich freue mich die schwer zu lesenden ca. 20 m langen Routen im onsight entschlüsseln zu können. An diesem Tag mache ich auch einige Fotos, die findet Ihr in der Gallerie!

Wie klein die Kletterwelt ist stellt sich auch wieder einmal für mich heraus, weil ich den Thalmann Stefan aus Berg i. Drautal treffe. Nicht nur einmal, sondern auch beim „Abendessen“, als sich ein paar Kletterer und Biker am Grödner Joch Parkplatz einfinden. Schön sich nach langer Zeit wieder mal zu sehen und ein kleines bischen was von unseren Leben auszutauschen.

Am nächsten Tag geht es nach Santa Christina. Es ist ein relativ großes Sportklettergebiet. Neben einer großen Wand gibt es hier auch einige Türme, die man auf allen Seiten beklettern kann. Wir wärmen im Schatten an einigen leichten Routen auf, bevor ich mich in ein paar schöne Linien strürze. Es gibt an den Türmen ein paar ziemlich coole Kanten, die ich mir natürlich reinziehen muss. Sie sind aber leider von unterschiedlicher Schönheit. Während die erste ästhetisch und cool zu klettern ist, stellt sich die zweite als ziemlich unübersichtlich, aus meiner Sicht verwirrend eingebohrt und völlig abgehackt heraus. Kein Rhytmus, keine richtig runden moves. Schade, denn die Location ist echt ein Wahnsinn, schaut euch mal die Bilder an.

Am Ende des Tages klettere ich dann noch drei 40m Linien, alle 7a oder 7a+, gleich nebeneinander gelegen. Das war ziemlich legendär. Voll der Flow, voll der Rhytmus, und zuletzt auch dicke Unterarme! Daran merke ich wieder einmal, daß ein geniales Klettererlebnis nicht immer etwas mit der Schwierigkeit zu tun hat.

Es war sehr nett mit Julia und Benni, und ich hoffte sowohl wieder in die Dolomiten zu kommen, als mit den Zwei was unternehmen zu können.

Unterwegs mit Schori

Eine Woche später war ich dann auch tatsächlich wieder zurück, und besuchte mit Georg „Schori“ Hueber einen Klettergarten oberhalb von „Tiers“, gegenüber des Rosengartens. Was für ein herrlicher Tag, und was für eine Aussicht. Wie von einer Tribüne aus blicken wir direkt auf den gesamten Rosengarten!

Wie mir „Schori“ erzählt handelt es sich um ein „Geheimgebiet“ der Tierser Kletterer, und ich fühle mich geehrt hier herkommen zu können. Mit großem Einsatz und mit viel viel Liebe zum Detail haben sie hier etwa 20 Linien erschlossen.

Es sind die kleinen Dinge, an denen man sieht mit welcher Leidenschaft hier zu Werke gegangen wurde. Die Steinbock Hörner auf der Spitze eines abgesägten Baumes, der kleine Stein auf einem Podes mit einem „Hoi!“ draufgeschrieben, die Schaukel unter einem Überhang, usw. Man fühlt sich sehr von der positiven Stimmung des Ortes ummantelt. Da realisiert man wieder einmal auch, das Klettern nicht nur der Sport am Felsen selbst ist, es ist mehr. Es ist das Teilen von Leidenschaften, das Erfahren positiver Einstellungen, einfach eine gute Zeit haben!

Die Kletterei ist hier sehr technisch, alles kleingriffig und – trittig, das Gelände nur leicht überhängend. Wir vesuchen alle Linien onsight, fast nix wird zweimal probiert. So krallen wir an die zehn Längen bis 7c. Ich bin nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung, bin aber dann doch froh, mich bewusst an so technischen Routen zu versuchen. Das tut mir und meiner Klettertechnik sicher gut. Gerhard am liebsten Überhänge klettern, eh wissen!

Kletterführer Tipp:

2010 ist die neue Auflage des „Sportklettern in Südtirol“ Führer von Juri Chiramonte erschienen. Hier findet man alle offiziellen, lohnenden Sportklettergebiete in Südtirol, vom Vinschgau bis ins Pustertal, und vom Ahrntal bis nach Bozen!

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