Charly Fritzer klettert "Scaramouche" in den Berchtesgardener Alpen

Am vergangenem Dienstag und Mittwoch war ich mit meinem Kletterkumpel Karl Heinz Fritzer, besser bekannt als „Schraufa Charly“, in den Berchtesgardener Alpen unterwegs. Dabei gelang ihm die wahrscheinlich erst 3. vollständige Wiederholung des Huber Klassikers „Scaramouche“ am Hohen Göll.

In beeindruckender Manier kletterte Charly die 8 Seillängen, 9+/10-, 9, 8+, 7, 9+, 9-, 8, 9- rotpunkt, trotz schwieriger Bedingungen. Die erste Seillänge etwas feucht, und bei den anderen sehr warme Temperaturen, bzw. volle Sonne in den letzten zwei Längen. 

Die Route besticht durch ihren technisch hohen Anspruch, die Platten sind extrem knifflig und kleingriffig/trittig, die Linie selbst ist anhaltend und lässt bis zum Schluss „nicht locker“.

Herzliche Gratulation Charly!!! 

Charly stammt ja aus Kötschach, und lebt seit 5 Jahren in Berchtesgaden. Kennen gelernt haben wir uns dieses Frühjahr bei Höhenarbeiten in Vorarlberg, wo wir uns gleich genial verstanden haben. Bei einem gemeinsamen Besuch in der K1 Kletterhalle in Dornbirn haben wir gesehen, daß wir auch super miteinander Klettern können, und so wurden mal unverbindliche Pläne gewälzt. 

Diese Woche trafen wir uns nun bei Charly in Berchtesgaden, mit dem Ziel gemeinsam in die Route „Scaramouche“ einzusteigen. In den letzten Wochen war Charly bereits zwei Mal mit Selbstsicherung in der Route, weil er leider keine Partner gefunden hatte. Wie er mir erzählte, lief es ihm von Anfang an „glei eine“, konnte er die meisten Stellen sofort klettern. Vor ca. einer Woche dann unternahm er mit Kletterfreundin Ines Pappert einen ersten Rotpunktversuch. Leider war ein Abschnitt der 1. Seillänge, welche 8a bewertet ist, extrem nass. Hier musste er sich kurz reinhängen und seine Schuhe putzen. Es sollte an diesem kalten Tag sein einziger „Hänger“ sein. Aber wie heißt es so schön: „Knapp vorbei ist auch daneben!“ 

Am Dienstag marschierten wir daher wieder ins „Endstal“ in den Berchtesgadener Alpen, über einen wunderschönen Talschluß, hinauf zum Hohen Göll. Wuchtig präsentiert sich der Plattenpanzer in der 2. Hälfte der Wand, zu deren Einstieg man im 3. Grad gut hinklettern kann. Dennoch ist man dann für die erste Länge alles andere als aufgewärmt, besonders die Finger sind im Grunde für die extrem kleingriffige Crux so gut wie gar nicht aufgewärmt. So fuchst es Charly gleich anständig hinein, und die leicht feuchten Löcher tun ihr Übriges. Nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen ist er schon dabei das Handtuch an diesem Tag zu werfen, aber gemeinsam bauen wir nochmals eine motivierte Stimmung auf. Ich schlafe zuerst eine Runde, und trällere dann eine wohl ziemlich furchtbare Version von Alanis Morissette „Ironic“, die Charly nochmals in die Route flüchten lässt. 

Diesmal gelingt ihm die Länge und auch danach läßt er nichts mehr anbrennen, obwohl die Kletterei anhaltend schwer ist. Dabei darf man sich von den Schwierigkeitsbewertungen nicht täuschen lassen. Also ich für meinen Teil habe mir in der 9+ z.B. relativ leicht getan, weil es genau meinem athletischen Kletterstil entgegen gekommen ist. Aber fragt mich nicht nach dem letzten Abschnitt der zweiten Länge, dem mittleren Abschnitt der dritten Länge, einer 8+ Platte (!!!), oder der Plattenstelle in der vorletzten Länge. 

Ich weiß ja dass ich technisch nicht gerade zu den Besten gehöre, um es milde auszudrücken. Und viele Längen von „Scaramouche“ sind schrecklich plattig bis wandig, wobei man teilweise nur mehr Strucktürchen zum Anlegen der Finger und zum Antreten (3. Länge), bzw. zum Drücken (Ende 2.Länge) hat. Ohne super Technik ist hier gar nix. Hier musste ich meine Schwächen bitte büsen, hang oft im Seil. Ja und am Ende der vorletzten Länge fehlte mir überhaupt der Plan wie ich da über eine Stelle drüber kommen sollte, konnte sie erst gar nicht klettern. Ganz klar der Auftrag für mich, mehr technische Klettereien anzugehen, will ich in solchen Routen jemals Land sehen. 

Umsomehr ziehe ich den Hut vor meinem Seilpartner, der insbesonders die letzten beiden Längen, welcher die letzten Längen bei voller Sonneneinstrahlung souverän gemeistert hat. Ja und selbstverständlich bei den Erstbegehern Thomas und Alexander Huber, sowie einem weiteren Wiederholer, Reinhard Hones. 

Eine gewaltige Leistung also von Charly, die wir gebührend in der Almhütte beim Parkplatz gefeiert haben. Wie es sich für Bayern gehört, mit einem Weissbier, und einem Schuss Limo für uns süße Jungs! (das heißt übrigens „Russe“ hier!) 

Vielen dürfte das Endstal ja nicht ganz unbekannt sein, denn hier befindet sich auch die Route „Om“, welche bereits in den 90er Jahren von Alexander Huber erstbegangen wurde. Weiters gibt es die beiden Sektoren „Lochwand“ und „Schattenwand“, wo es geniale Sportklettereien gibt. Am Mittwoch waren wir dann mit der Ines Pappert an der Schattenwand, wo noch ein riesiger Schneehaufen liegt, der für genial kühle Temparaturen sorgt. Die Kletterei ist sehr schön, man klettert an Löchern, rauhen Leisten und kleinen Dächern dahin. Mir gelingen „Rain Man“ 7b+ im Flash, „Sandokan“ 7c im 2. Versuch und „Stoaesel“ 7b onsight. Dann verletzte ich mich leider bei einem Sturz an einer Rippe, wo ich mir vermutlich einen Nerv arg beleidigt habe (mit der Gurtschnalle eingeklemmt). 

So komme ich jetzt nach so viel Klettern in den letzten Wochen wieder mal dazu ein paar Beiträge auf die website zu stellen, und hoffe, daß ich nicht das letzte Mal über die Berchtesgadener Alpen berichte. Denn die Tage bei Charly und seiner Freundin Trixi waren sehr angenehm, das Klettern mit der Ines war auch voll nett, und die Gegend sowie das Endstal, haben mir extrem gut gefallen. Ach ja, und der „Russe“ hat edel gemundet! Oiso „Prost“ sog i do und auf a Wiedasegn! 

rockstore.at