Klettern um die Refuge d´Envers

1. und 2. Nantillons
Am Mere de glace
Berge im Abendlicht
Das Dru Massiv
Marchand de sable Plattenlänge
Ines Tout va mal vor Quarzader
Ines L´age d´homme
Zustieg Aiguille de Roc
Kletterer am 1.Nantillons
Hände Ines - autsch!

Rund um die Refuge d´Envers, oberhalb des „Mère de glace“  im Mont Blanc Massiv, gibt es eine Unzahl von gewaltigen Klettermöglichkeiten. Es gibt hier unzählige Türme und Wände, mit 6 bis 25 Seillängen Routen. Wie überall im Mont Blanc Massiv hat Michel Piola auch hier seine Spuren hinterlassen. Es sind in der Regel gut mit Bohrhaken abgesicherte Routen, in denen man abschnittsweise noch selber Sicherungen dazulegen muss. Ines und ich sind einigen von den wunderschönen Linien zu Leibe gerückt.

Inmitten von echten Alpintouristen

Es warten ungefähr 150 Menschen bei der „Mere de glace“ Radzahnbahn, und irgendwie kommen wir uns komisch vor. Vielleicht, weil wir die einzigen mit fetten Rucksäcken sind? An der Bergstation angekommen können wir es kaum fassen, wie hier die Massen abgefertigt werden, und verdünnisieren uns so rasch es geht Richtung Abstieg zum Gletscher. Leitern runter, über den Gletscher aufwärts und dann mit unseren schweren Rucksäcken über die Leitern wieder hinauf. Ufff! Irgendwann beginnt es sich zu „ziehen“ und wir sind heilfroh nach 3 Stunden unseren Biwakplatz etwas abseits der Refuge d´Envers zu erreichen. Zelt aufstellen, Kocher anwerfen, Suppe futtern!

„Le marchand de sable“ - Tour Rouge, 330m, 6a obl.

Die Route hält was uns alle versprochenhaben. „Super Eingetour“, „abwechslungsreicher Klassiker“, „perfekte Aussicht“, „fetter Fels“,...

Uns taugt die Homogenität und der abwechslungsreiche Charakter. Zudem sind ein paar Stellen (5. SL!!!) wirkliche Leckerbissen. Für Ines ist es besonders fein, dass man neben den Bohrhaken immer wieder super Sicherungen legen kann, so kommt man voll fein ins trad Klettern rein.

Der Gipfel Ausblick ist dann vom Allerfeinsten! „Dent du Geant“, „Grande Jorasses“, „Dru“, "Vert", etc......

„Tout va mal“ – „Aiguille du Roc“, 500m, 6a+ obl.

Anfang August ist der Bergschrund weit geöffnet, und wir kommen nicht zur Wand. So müssen wir gut 20 Meter weiter links über „Histoire déau“ einsteigen, in welcher wir nach der 2. Seillänge rechts über Platten in die eigentlich anvisierte „Tout va mal“ queren. Die Route entpuppt sich als richtig, richtig lässige und abwechslungsreiche Linie. Nicht nur die bekannte „Quarzader“ ist aller erste Sahne, auch viele andere Längen sind extrem schön. 

Da wären die Plattenlängen im Bereich der 3., 4. und 5. Länge. Dann die relativ steilen Wand- und Risslängen im Bereich der 8. und 9. Länge. Dann folgt die Crux der Route, ein Quergang in der 10. Seillänge, bei der eine große Reichweite hilfreich ist. Die Stelle checkt meiner Meinung nach bei 7a ein.

In den Ausstiegslängen geht es über dankbare Verschneidungen und Risse gegen den Gipfel. Hat man ihn kurz vor Augen, wird es nochmals anstrengend. Eine steile Riss/Kaminlänge fordert nochmals unsere Aufmerksamkeit.

Auch beim Abseilen gilt es dann immer wieder ein wachsames Auge auf den Seilverlauf zu werfen. Im oberen Abschnitt machen wir kurze Abseiler, erst später gehen wir zu langen über.

Für uns ist die „Tout va mal“ sicher die schönste Linie während unseres Aufenthaltes in diesem Massiv. 

„Le pont des soupirs“ – Tour Vert, 250m, 6a obl.

Wenn man rund um die „Refuge d´Envers“ klettert, sticht einem immer wieder die „Tour Vert“ ins Auge. Dieser Kamm, der direkt hinter der Hütte nach oben zieht, hat ein auffälliges Charakteristikum: eine kleine Felsbrücke zwischen zwei Türmen. Da kann man natürlich nicht widerstehen, besonders wenn es ein sonniger Rasttag ist und man dann am Nachmittag doch wieder das Kribbeln in den Fingern spürt.

Es ist eine feine, kleine Unternehmung, bei allerdings das Überqueren der Felsbrücke dann etwas weniger spektakulär ausfällt als gedacht. Die Ausstiegslängen entschädigen dann aber wieder etwas, denn sie sind richtig gut!

„L´age d´homme“ - 1ere Nantillons, 370m, 6b+ obl.

Die Spitze des 1ere Nantillons sticht einem, wie andere Zacken im Massiv ebenfalls, immer wieder ins Auge. Unsere Wahl fällt letztlich auf die „L´age d´homme“, weil sie abwechslungsreiche Kletterei verspricht und zudem ein paar schwierigere Längen aufweist.

Und so kommt es dann auch. Schöne Längen, immer wieder unterschiedlicher Charakter, einfach wunderbar. Irgendwann in der Mitte der Wand erwischen wir dann aber die falsche „Abzweigung“, und wir geraten nach links in eine andere Route „Guy-Anne, l´insolite“. Anstatt von 6c Verschneidungen und Rissen, treffen wir hier auf 6a Platten. Aber was für welche!!! Aus dem kompakten Granit ragen in regelmäßigen Abständen rote „knobs“ hervor, einfach genial. Über zwei-drei Seillängen geht es abschnittsweise so dahin, juhuuu!

Fazit:

Wir können die Massive rund um die „Refuge d´Envers“ nur weiterempfehlen. Wer von 6a bis 6c solide unterwegs ist, hat hier in kurzer Gehdistanz eine irrsinnig große Bandbreite an Routen zur Auswahl.

Die kleinen Gletscherreste stellen einem vor keine großen Probleme. Die Bergschründe sind später im Jahr allerdings weit offen.

Für all jene, die sich mit Steigeisen und Pickel noch nicht so wohl fühlen, ist das Gebiet gut geeignet. Alle Zustiege sind kurz und relativ flach.

Die Hütte ist eine gute Option für alle, die nicht zuviel Gepäck mitnehmen wollen.

Ausrüstungsempfehlung: Bergschuhe, Steigeisen, Pickel;

60m Doppelseile, 1 Set Friends und 1 Set Keile, div. Schlingen;

alpine Kleidung / Ausrüstung

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